Bücherecke
Wer ein Buch gelesen hat, davon begeistert ist und die Begeisterung mit anderen teilen möchte, schreibt eine kurze Rezension darüber und sendet diese an Marlies Primke. Alles ist erlaubt, christliche Literatur, Sachbücher, Romane, Krimis usw. Wenn möglich, wollen wir gerne in jedem Monat im Newsletter und auf der Website eine Buch-Idee veröffentlichen. Und wie alles in der Gemeinde, lebt auch diese Idee vom Mitmachen – herzliche Einladung dazu! Weitere Informationen bei Marlies Primke per E-Mail.
Buchtipp 03/23: DIE NACKTEN FÜRCHTEN KEIN WASSER von Matthieu Aikins
Das Buch für den Monat März ist keines aus der Rubrik „schön und interessant“, sondern es gehört zur Kategorie „besonders wertvoll“.
„Die Nackten fürchten kein Wasser“ ist im Sept. 2022 im Hoffmann und Campe Verlag erschienen. Der Autor Matthieu Aikins ist seit 2008 Kriegsreporter und Journalist für Zentralasien, besonders für Afghanistan. Für seine genauen und treffsicheren Reportagen, auch in der „New York Times“ wurde er mehrfach ausgezeichnet, erst 2022 erhielt er den Pulitzerpreis.
Wir befinden uns im Jahr 2016 – dem Jahr, in dem mehr als 1 Mio. Flüchtlinge aus Zentralasien versucht haben, dem Kriegswahnsinn und seinen Folgen zu entkommen. Mit Booten bzw. auf allen möglichen Wege versuchten sie, nach Europa und damit in ein besseres Leben zu fliehen. Matthieu Aikins hat schon seit vielen Jahren in Kabul gearbeitet – ganz eng an der Seite von dem Afghanen Omar, der ihm Dolmetscher, Sprachlehrer, Fahrer und Helfer in allen Lebenslagen war. Immer mehr wuchs eine enge Freundschaft zwischen beiden. Auch Omar möchte Kabul verlassen, eine reguläre Ausreise wird abgelehnt und somit wächst der Gedanke an Flucht. Und plötzlich war da die Idee: Matthieu und Omar fliehen gemeinsam. Matthieu entledigt sich seines kanadischen Passes, Omar hat schon keinen Pass mehr, und da Matthieu sehr afghanisch aussieht, geht es los. Am 29. August 2016 – spartanisch ausgestattet mit einfachsten Mitteln und Rucksäcken…
Die Erlebnisse von den beiden sind sehr mitreißend und spannend geschildert, mit Dramen, die uns aus so mancher Nachrichtensendung bekannt sind. Eine Odyssey ohne Garantie aufs Überleben.
Und es sei nochmals bemerkt, es ist kein Roman, sondern Realität. Fünf Jahre hat Matthieu Aikins an der Fertigstellung seines Buches gearbeitet, da er immer wieder Informationen und offizielle Berichte einbezogen hat. Er hat ein auf Tatsachen beruhendes Werk abgeliefert, von dem er selbst sagt: in diesem Buch ist nichts erfunden, nur die Namen der Menschen habe ich verändert.
Ein intensives Lese-Erlebnis!!
Buchtipp 02/23: DER SALZPFAD von Raynor Winn
Buchtipp 12/22: EVANGELISCHER LEBENSBEGLEITER von Norbert Dennerlein
Zum Ende eines jeden Jahres taucht bei uns immer dieselbe Frage auf: Für welche Tageslese entscheiden wir uns für das vor uns liegende Jahr. Und mit dieser Frage im Kopf gehen wir zu uns an den Büchertisch, in christliche Buchhandlungen oder durchstöbern das Internet. In den letzten Jahren waren wir da nie sonderlich erfolgreich und zufrieden – zu lang, zu oberflächlich, zu liberal, zu wenig inspirierend, zu langweilig und und und – Ergebnis unbefriedigend!
In diesem Sommer stießen wir durch den Nachlass einer verstorbenen Tante auf eine uns bis dahin nicht bekannte Tageslese. Den „Evangelischen Lebensbegleiter“, erschienen im Jahr 2007 im Gütersloher Verlagshaus.
Nicht mehr so ganz neu – mögt ihr denken. Für uns war es jedoch eine besondere Entdeckung, die durchaus Aufmerksamkeit verdient. Sie ist nicht auf ein bestimmtes Jahr festgelegt. Und die Idee der Herausgeber war es, dem Suchen nach Lebensantworten und Spiritualität der Menschen Rechnung zu tragen und Anregungen anzubieten.
Jeder Monat hat sein eigenes Thema, hier ein paar davon:
- Vertrauen haben – Angst haben
- Frei sein – Gebunden sein
- Helle Tage – dunkle Tage
- Träume – Wirklichkeit/Alltag
Zu den einzelnen Themen gibt eine kurze Einführung, die den jeweiligen Spannungsbogen beleuchtet.
Für jeden Tag werden dann drei kurze Texte angeboten, jeweils ausgewählt zu den Themenkreisen: Wahrnehmen, Deuten und Gestalten. Manchmal auch noch ergänzt durch eine Idee für den Tag. Zu lesen sind in den Themenkreisen Texte aus der Bibel, aus der frühen und aktuellen christlichen Literatur, mal moderne oder auch schon ältere Texte, das Leben betreffend.
Für mich ist es eine gelungene und wertvolle Zusammenstellung – und bei uns wird der Evangelische Lebensbegleiter ganz sicher auch in 2023 täglich gelesen.
Wer Interesse hat oder neugierig geworden ist, kann gerne auch an unseren Büchertisch gehen und mal hineinschnuppern.
Marlies Primke
Buchtipp 11/22: STERBEN IM SOMMER von Zsuzsa Bánk
Vor ein paar Wochen hat die von mir sehr verehrte Autorin Zsuzsa Bánk in Bad Homburg aus ihrem neuesten Buch „STERBEN IM SOMMER“ – erschienen im S.Fischer Verlag – gelesen. Sie ist in Ungarn geboren und lebt nun mit ihrer Familie in Frankfurt. Jetzt ohne ihren Vater! Denn das ist der Inhalt des Buches, und das wird schon im Buchtitel deutlich, es geht um das Sterben und das Abschied nehmen von einem sehr verehrten und geliebten Menschen.
Der Vater der Autorin, geboren im Balaton in Ungarn, weiß von seiner unheilbaren, jedoch schnell fortschreitenden Krebserkrankung. Sein größter Wunsch, noch einmal in seine Heimat zu fahren, um dort – wie alle denken – noch einen letzten Sommer zu verbringen, wird von seiner Tochter erfüllt. Aber es kommt anders, kaum angekommen geht es dem Vater immer schlechter, er muß auf Anraten der in Deutschland kontaktierten Ärzte umgehend in die Klinik. Auch das zu organisieren ist, anders als in Deutschland, eine große Herausforderung. Doch dann wird er aufgenommen in einem Krankenhaus! Allerdings weit weg, und damit auch weit weg von der liebevollen Fürsorge durch die Familie. Dort liegt er dann – alleine!!!
Auch unsere Autorin ist alleine – trotz der Familie – in ihrem Familienhaus am Balaton. Jede und jeder ist alleine, alleine mit seinen Gedanken, mit der Angst und dem Schrecken, mit den Sorgen um diesen geliebten Menschen. Es hat sich ein Kreis um sie geschlossen, ein Kreis aus dem Ringen um Zuversicht, aus nicht zulassen wollen und doch absehen können des Unausweichlichen, des endgültigen Abschieds. Der dann allerdings erst später, im Anschluss an die Rückkehr nach Deutschland kommt.
S.B. beschreibt dieses Erlebnis des Abschiednehmens in sehr inniger, liebevoller und berührender Weise. Ihre Sprache ist feinsinnig und mitfühlend, sie holt ihre Leser an einem besonders empfindsamen Punkt ab. Und geht einen Weg mit ihnen, bis zum Ende des Lebens auf dieser Erde. Aber auch noch weiter, noch ein ganzes Jahr weiter. Das Jahr der Trauer. Sie zeigt sich verletzlich! Immer wieder sieht sie sich herausgefordert, den Anforderungen des Lebens – wie Familie und Alltag – gerecht zu werden und dennoch den Sommer des Abschieds im Herzen zu bewahren.
Marlies Primke