Eigentlich habe ich gedacht, das Thema Egoismus wäre längst überwunden.
Seit rund 2000 Jahren predigen Christen die Nächstenliebe.
Aufklärung und Humanismus haben uns beigebracht nachzudenken und auch den anderen Menschen mit in den Blick zu nehmen.
Von Immanuel Kant lernen wir, dass die Maßstäbe, nach denen ich selbst handle und handeln möchte, so sein sollen, dass sie auch allgemein gültige Maßstäbe sein können.
Die Krise bringt es für mich erschreckend zum Vorschein, wie schnell Menschen doch wieder nur bei sich sind. Wie jeder nur auf sich kuckt und wie der Egoismus wieder blüht.
Der Volksmund sagt dann:
Alle denken an sich, nur ich denk an mich
Oder: Wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht.
Ich glaube, der Egoismus ist ein tödlicher Irrweg. Er ist eine Sackgasse.
Egoismus ist ein absolutes NoGo, denn er zerstört am Ende Gemeinschaft. Und der Mensch braucht die Gemeinschaft. Der Menschen ist ein Gemeinschaftswesen und kann nur gemeinsam mit den anderen leben.
Am vergangenen Wochenende hatten wir das große Projekt ZDF-Fernsehgottesdienst bei uns in der Gemeinde.
Auch das ging nur gemeinsam. Viele Teams haben miteinander vorbereitet und vorgedacht und geprobt.
Und als dann die Mitarbeiter vom ZDF kamen war das wieder ein großes Miteinander verschiedener Teams, mit Technik, Licht, Bild, Ton, Regie und Redaktion.
Und dass der Redakteur uns gesagt hat, wie schön das war, dass wir auf Augenhöhe miteinander gearbeitet haben – für mich war das das schönste Lob und die beste Bestätigung. Es geht nur gemeinsam.
Jesus sagt: „Wer sein Leben erhalten will, der wird‘s verlieren.“ (Matthäus 16, 25a)
Jesus dreht damit die menschliche Logik um. Wir Menschen wollen so schnell unser Leben erhalten. Wir wollen es finden. Wir wollen es greifen. Wir wollen es festhalten.
Und Jesus sagt: Ihr werdet’s verlieren.
Er sagt aber auch:
„Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“ (Matthäus 16, 25b)
Die Frage ist ja: An wen geben wir unser Leben?
Gebe ich es nur an mich? Setze ich es nur für mich ein?
Gebe ich es an andere Menschen? Oder gebe ich es an Jesus, gebe ich es an Gott?
Wir dürfen gewiss sein: Jesus weiß, was wir brauchen.
Gott sieht unsere Bedürfnisse. Er weiß, was wir Menschen brauchen zum Leben.
Und deshalb ist es gut, unser Leben ihm in die Hand zu geben.
Ich bin überzeugt:
Auch durch diese Krise werden wir als Menschen nur durchkommen,
- wenn wir aufeinander Acht haben,
- wenn wir mit in den Blick nehmen, was der andere braucht und
- wenn wir das von Gott lernen, der uns alle miteinander in seinem Blick hat, und der dafür sorgen will, dass wir das bekommen, was wir zum Leben brauchen.
(Andacht vom 19.08.2020 auf unserem YouTube-Kanal, auf der Homepage und der App unserer Gemeinde) https://youtu.be/xVfJ0i40vKU
Pastor Harald Kufner