Wir tragen viele Masken …

heißt es in einem Lied, das wir vor vielen Jahren häufig gesungen haben. Zur Zeit bewahrheitet sich das ja mehr und mehr, auch wenn das in dem Lied anders gemeint war. Denn dort heißt es weiter: … und zeigen kein Gesicht.

Masken tragen – warum eigentlich? Es gibt eine Vielzahl von Gründen, Masken zu tragen:

  • Im Karneval geht es darum sich zu verkleiden. Einmal jemand anderer sein wollen. In eine andere Rolle schlüpfen – das kann ja richtig Spaß machen. Aber darum geht es im Moment wohl eher nicht.
  • Manche Masken werden auch getragen, um nicht erkannt zu werden. Deshalb wurde in Deutschland 1985 ein Vermummungsverbot bei Demonstrationen erlassen. Ähnliches gilt auch in Fußballstadien und beim Autofahren. Wer sich in unserer freien Gesellschaft vermummt, hat etwas zu verstecken und gibt seine Identität nicht preis. So könnte zumindest im Moment, das Tragen von Masken beim Autofahren ein Problem werden.
  • Es gibt auch Situationen, wo Menschen sich schämen. Da will man nicht erkannt werden und will sich verstecken, vielleicht auch hinter einer Mas ke. Schon die ersten Seiten der Bibel erzählen eine solche Geschichte: Der Mensch ist Gott „aus der Schule“ gelaufen. Da versteckt er sich vor Gott. Zwar nicht mithilfe einer Maske, sondern erst mal hinter einem Gebüsch. In der Folge erkennt der Mensch, dass er nackt ist. Also ohne irgendetwas, das dass Selbst verhüllt. Und dann gibt es die erste Kleidung, eine Maske, zwar nicht fürs Gesicht aber für den Körper.
  • Im Bereich des Arbeitsschutzes haben entsprechende Masken eine Filterfunktion. Sie verhindern, schädliche Stoffe aus der Atemluft einzuatmen. Nur solche Masken schützen im Moment auch vor der Ansteckung mit einem Virus.
  • Die Masken, die jetzt in der Öffentlichkeit getragen werden sollen, haben eine um- gekehrte Filterfunktion. Sie reduzieren, was der Maskenträger an seine Umwelt abgibt. Sich selbst hinter einer solchen Maske sicher zu fühlen ist ein Trugschluss.

Jesus sagt in Matthäus 15,11: Nicht was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herausgeht, das verunreinigt den Menschen.

Lieber Jesus, so ganz stimmt das ja nicht, mag man da einwenden. Das Virus kommt ja doch von außen in Mund und Nase. Und kann durchaus für einige lebensgefährlich sein. Aber Jesus geht es um etwas anderes. Vielleicht können wir das durch die aktuelle

Maskenempfehlung lernen: Achtgeben auf das, was ich von mir gebe. Ich will ja andere nicht anstecken.

Und dann geht es nicht nur um Atemluft. Dann geht es auch um unbedachte Worte und Vorurteile. Es geht um Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen, um Verleumdungen oder gar Gehässigkeiten.

Die aktuelle Maskenempfehlung erinnert mich daran, darauf zu achten, was von mir ausgeht. Da könnten Respekt vor dem anderen, Achtung vor meinem Gegenüber und Liebe zu meinem Nächsten, ein unsichtbarer Filter sein. Das menschliche Miteinander würde davon sehr profitieren.

Diese Masken möchte ich weitertragen, auch wenn irgendwann die Corona-Krise vorbei ist.

Pastor Harald Kufner (Andacht vom 22.04.2020 auf unserem YouTube-Kanal)

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