shutterstock_70058377_cherrusSeit ca. einem halben Jahr taucht der Begriff „Mentoring“ immer mal wieder in unserer Gemeinde auf. In verschiedenen Kreisen wurde darüber gesprochen und die Idee, ein „Mentoring-Projekt“ in unserer Gemeinde zu beginnen, wird immer konkreter.

Aber was genau ist „Mentoring“ eigentlich, wer kann an diesem Projekt teilnehmen und was bedeutet es? Wie wollen wir als Gemeinde mit dem Thema Mentoring weiter fortfahren?

 

 

Was ist Mentoring?

Der Begriff „Mentoring“ kommt aus der griechischen Mythologie. Odysseus war auf dem Weg nach Troja und vertraute seinen Sohn Telemachos einem Freund mit Namen „Mentor“ an. Odysseus sagte zu Mentor: „Erzähle ihm alles, was du weißt.“ Mentor sollte für Telemachos ein Begleiter, Lehrer, Berater und Freund sein.
Aber das Prinzip „Mentoring“ ist noch viel älter. Wir können schon im Alten Testament entdecken, wie Mose der Mentor von Josua wurde. Elia ist der Mentor von Elisa, Eli von Samuel und auch Jonathan und David hatten eine Mentoring-Beziehung. Gott nutzt Mentoring, um Menschen für seinen Dienst vorzubereiten.
Im Neuen Testament finden wir dieses Prinzip ebenfalls. Barnabas wurde der Mentor von Paulus und machte sich mit ihm auf den Weg. Paulus wiederum wurde der Mentor von Timotheus, Silas und Titus. Und schließlich ist Jesus selbst das größte Vorbild. Er gründete eine ganze Mentoring-Gruppe. Er lehrte seine Jünger und bereitete sie auf ihren Dienst vor.
Mentoring ist also ein Prozess, den Mentor und Mentee miteinander durchlaufen. Eine mögliche Definition beschreibt Mentoring folgendermaßen: „Mentoring ist eine freiwillige und persönliche Eins-zu-eins-Beziehung, die sich je nach beteiligten Personen entwickelt.“
Das bedeutet, dass es keine festgelegten und für alle Zeiten gültigen Abläufe und Strukturen gibt. Es ist ein individueller Wachstumsprozess, den der Mentor und der Mentee miteinander gestalten.

Warum Mentoring?

Eine Studie vom „Forschungsinstitut für Jugendkultur und Religion“ stellte jungen Erwachsenen die Frage: „Was findest du besonders wichtig und wertvoll für deine geistliche Entwicklung?“ Es wurden viele Dinge aufgelistet, u.a. echte Gemeinschaft und Authentizität, über Fehler und Zweifeln sprechen können, ohne verurteilt zu werden. Aber am häufigsten wurde „Mentoring“ genannt.
Gerade erfahrene Christen sollen ihren Glauben teilen, zum einen, um Gott dadurch zu ehren, und zum anderen, um sein Reich weiter zu bauen. Paulus schreibt an seinen Mentee Timotheus: „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren“ (2.Tim.2,2)*. Ziel ist, dass die Erfahrungskette nicht abreißt. Der Mentor gibt sein Wissen und seine Erfahrungen an eine jüngere Person weiter. Dieser wächst im Glauben und in der Persönlichkeit und wird somit nach einer Zeit selbst zum Mentor für andere.
Gerade in unseren unsicheren Zeiten, in denen es viel an Werten und Orientierung fehlt, suchen junge Christen erfahrene Vorbilder, die sie ein Stück in ihrem Leben begleiten. Sie suchen Menschen, an denen sie sich orientieren können, ohne dass diese ihnen vorschreiben, was sie tun sollen. Deswegen brauchen wir geistliche Väter und Mütter in unserer Gemeinde, die ein Herz für jüngere Menschen haben und bereit sind, ihre Erfahrungen, Lebensweisheiten und geistlichen Erlebnisse mit anderen zu teilen.
Wenn da jemand ist, dem ich erlaube, mich in meinem Leben, meiner Arbeit, meiner geistlichen und persönlichen Entwicklung zu begleiten und zu fördern, jemand, der in mein Leben hineinsprechen darf und mit mir gemeinsam nach Gottes Wegen fragt – dann ist das eine großartige Hilfe in den komplexen Lebensherausforderungen unserer Zeit.
Mentoring fördert das „Miteinander der Generationen“ und das gemeinsame Verstehen und Akzeptieren.
Es ist ein wertvolles Instrument für den Gemeindeaufbau. Eine Gemeinde, in der die Generationen miteinander unterwegs sind, in der ältere Menschen sich in jüngere investieren und man gemeinsam das Potential entdecken kann, das Gott geschenkt hat, bringt eine gesunde Gemeinschaft hervor, die durch Respekt, Liebe, Verständnis und geistliches Wachstum geprägt wird.

Was braucht man zum Mentoring?

Für Mentoring braucht man keine besonderen Gaben oder Fähigkeiten, sondern zuallererst ein Herz für junge Menschen. Vielleicht fällt mir eine Person seit einiger Zeit in meiner Gemeinde auf oder Gott hat mir schon länger eine Person aufs Herz gelegt. Der Anfang, das erste Gespräch, ist die größte Hürde. Einen Jüngeren in der Gemeinde zu fragen, ob man sein Mentor sein darf, oder auf einen älteren Bruder oder Schwester zuzugehen, ist nicht leicht.  Aber wenn diese Hürde genommen ist, wird es mit jedem Treffen reicher und schöner. Viele junge Christen sehnen sich danach und wünschen sich einen erfahrenen Mentor.

Unsere nächsten konkreten Schritte

Wir möchten in der Gemeinde dieses Projekt anstoßen und beten dafür, dass wir eine Gemeinschaft werden, in der wir voneinander lernen können. Wir möchten jeden einladen, ebenfalls für dieses Anliegen zu beten und es mitzutragen.
Im Februar werden wir eine Predigtreihe über dieses Thema haben. Wir möchten über die Generationen sprechen:

  • 05.02.2017: Die ältere Generation (H. Kufner)
  • 12.02.2017: Die jüngere Generation (B. Letschert)
  • 19.02.2017: Miteinander der Generationen – Wertschätzung (H. Kufner)
  • 26.02.2017: Miteinander der Generationen – Paulus und Timotheus (B. Letschert)

Nach dieser Predigtreihe möchten wir gerne in unserer Gemeinde ein Seminar zu diesem Thema anbieten. Dazu sind alle herzlich eingeladen, die sich dafür interessieren und ein paar Anregungen und Informationen bekommen möchten. Einzelheiten hierzu werden noch bekanntgegeben.
Darüber hinaus möchten wir jedem Mut machen, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Alles beginnt mit Gebet. Es ist eine gute und wertvolle Sache, Gott darum zu bitten, ob er mir einen Menschen aus er Gemeinde ans Herz legt, den ich ansprechen kann. Dazu braucht man Mut, aber ich denke, es wird unser Miteinander bereichern und Gott wird es segnen. „Jede Generation soll der nächsten sagen, sie soll rühmen, was du vollbracht hast, und deine machtvollen Taten weitererzählen! Deine Pracht und deine Hoheit sollen sie alle rühmen.“ (Ps.145,14+15)*.

 

Björn Letschert

 


Mentoring


*Bibelzitate aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, 1984, Deutsche Bibelgesellschaft

Bildnachweis: www.shutterstock.de (70058377_cherrus)

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